Mein Fuß kippt nach außen
Sehr frühe Formen eines neuromuskulären Klumpfußes (z.B. bei Arthrogryposen und neuromuskulären Fehlbildungs-Syndromen) können mit einem angeborenen Klumpfuß verwechselt werden. Wie bei jenem besteht nach der Geburt eine auffallende Fußstellung mit dünnen, schwachen Waden- und Fußhebermuskeln, eine komplexe Spitzfuß-Sichelfuß-Drehfehlstellung des Fußes mit schwerer Einschränkung der Beweglichkeit der Gelenke. Die Gelenkkapseln des Fußes sind geschrumpft und einige Sehnen verkürzt, das Röntgenbild zeigt eine Parallelstellung von Sprung- und Fersenbein. Meist tritt er aufgrund der systemischen Ursache beidseits auf.
Bei anderen neuromuskulären Erkrankungen wie Cerebralparese, Rückenmarks-, Nerven- und Muskelerkrankungen findet man nach Geburt eine normale Fußstellung. Aufgrund eines lähmungsbedingten Muskelungleichgewichtes können sich im Laufe der Jahre neuromuskuläre Klumpfüße entwickeln.
Jede anhaltende Klumpfußstellung führt unbehandelt im Laufe der Jahre zu einer schweren Überbelastung. Schmerzhafte Veränderungen des Sprunggelenkes und des Fußskeletts treten meist bereits im Kindesalter oder in den ersten Jahren nach Beginn der neuromuskulären Erkrankung auf und können nur durch aufwendige Korrekturoperationen mit Gelenkversteifungen behandelt werden.
Ohne Behandlung kommt es daher zu einer lebenslangen Behinderung für Beruf, Freizeit und Sport.
Mit rechtzeitiger Behandlung kann eine fast normale Stellung und bei schweren Lähmungen eine zumindest passive Beweglichkeit des Fußes erreicht werden. Eine wichtige Voraussetzung zum Erreichen dieses Therapiezieles ist ein frühmöglichster Behandlungsbeginn. Bei angeborenen neuromuskulären Klumpfüßen kann gleich nach der Geburt mit der Gipsbehandlung nach der Ponseti-Methode erfolgreich begonnen werden. Meist ist im Laufe des ersten Lebensjahres eine erweiterte Operation notwendig, um einen normal belastbaren Fuß für die erste Stehtherapie im zweiten Lebensjahr zu erreichen.
Bei allmählich auftretenden neuromuskulären Klumpfüßen ist die frühe Muskelbalancierung das Hauptziel der Behandlung. Gelegentlich sind dazu überkorrigierende Nachtlagerungsorthesen ausreichend, meist ist jedoch bereits im Kleinkindalter ein zusätzlicher Sehnentransfer indiziert. Ab dem Schulalter sind ausgedehntere Weichteiloperationen mit Sehnenverlagerungen notwendig, um ein nachhaltiges Ergebnis zu erzielen. Bei schweren Fällen sind knöcherne Operationen mit einer Verkürzung des äußeren oder Verlängerung des inneren Fußrandes indiziert. Nach Wachstumsabschluss können strukturelle Klumpfüße zusätzlich zu den immer erforderlichen Weichteiloperationen mit Sehnentransfers mittels Chopart- oder Triple-Arthrodese (Versteifung des Rückfußes in normaler Stellung) korrigiert werden, um eine Belastbarkeit und Schuhfähigkeit für das Sitzen, Stehen oder Gehen zu erreichen.